Bei der Arbeitsplatz- und Produktionsergonomie sind die beteiligten Individuen bekannt. Eine Erhöhung der Leistung und zugleich Entlastung der Arbeitenden ist das Ziel von Maßnahmen in Unternehmen, das seine Belegschaft kennt. Anders ist es bei der Produktergonomie, die sich auf einen unbekannten Nutzer einstellen muss und eine große Variationsbreite an menschlichen Eigenschaften und Fähigkeiten berücksichtigen möchte. Welche Eigenschaften dazu führen, dass ein Produkt attraktiv ist und vom Konsumenten nachgefragt wird, hängt sowohl von seinen pragmatischen (Usability, Nutzen) als auch hedonischen Qualitäten (Gefallen) ab.
Ergonomische Kriterien für die Produktentwicklung eines "attraktiven Produktes".
Gemäß dem heutigen Sprachgebrauch ist Komfort verbunden mit Begriffen wie:
Diskomfort, die pragmatische Qualität, ist mit psychophysischen Methoden erforschbar.
Komfort und Diskomfort stellen zwei unterschiedliche Dimensionen dar: Diskomfort ist vor allem mit physiologischen und biomechanischen Faktoren verbunden, Komfort hauptsächlich mit Aspekten der Ästhetik. Oborne (1978): „Komfort ist ein optimaler Zustand, in dem eine Person keine weiteren Schritte unternimmt, um Diskomfort zu vermeiden”
Höher liegende Sinneseindrücke werden von Kraftfahrzeugfahrern erst als Komfortmangel empfunden, wenn die darunterliegenden Bedürfnisse bereits erfüllt sind. Lärm wird vom Fahrer also erst als störend empfunden, wenn er sich durch Geruch, Licht und Schwingungen nicht mehr beeinträchtigt fühlt. Doch auch Fahrzeuge mit viel Diskomfort können begehrt sein, einfach weil sie gefallen.
72 Versuchspersonen beurteilten den Komfort eines Sitzes paarweise mit verbundenen Augen und mit Hinschauen. Die Sitze waren in der Steifigkeit identisch, im Design modifiziert. Sitz 3 erhielt einen „hässlichen Bezug". Mit verbundenen Augen beurteilten die Versuchspersonen den Ansitzkomfort der Sitze nahezu gleich. Mit Hinschauen präferierten sie eindeutig den Sitz mit dem üblichen Design.
Für die Festlegung der Bedienschritte geht man vom Menschen und nicht vorrangig von technischen Gegebenheiten aus. Die vom Mensch in das System einzubringende Information hat Priorität.
Ein Produkt gilt als begehrt, wenn es gefällt, also hohe hedonische Qualität aufweist und gleichzeitig nützlich, bedienfreundlich ist und keinen Diskomfort auslöst, also hohe pragmatische Qualitäten hat.
Produkt A hat in der Grafik einen neutralen Produktcharakter, d.h. es wird als durchschnittlich wahrgenommen. Produkt B ist nicht eindeutig zuordbar. Doch es hat eine deutlich höhere pragmatische Qualität und gefällt auch besser.
Usability (Gebrauchsfähigkeit) und Nutzen eines Produktes für den Konsumenten. Sie ist eine aufgabenbezogene Qualität, bei der nützliche und benutzbare Funktionen beurteilt sind.
Sie ist eine wahrnehmungsbezogene Qualität: Bewertet ist, ob die Bedürfnisse der Konsumenten, z.B. nach Herausforderung, Kreativität, Kommunikation, erfüllt werden, ob das Produkt als angenehm empfunden, in seiner „Originalität“ oder „Exklusivität“ geschätzt wird.