Waldarbeit ist körperlich anstrengend. Ein mobiles Messsystem ist entwickelt worden, um diese Belastungen einschätzen zu können. Zur physischen Belastung kommen Kohlenmonoxidemissionen von Motorsägen hinzu, die die Waldarbeiter beeinträchtigen. Doch diese "unsichtbare" Gefahr musste erst sichtbar gemacht werden - mit einem einfachen Kunstgriff. Stolpernde Waldarbeiter sind unfallgefährdet und sie stolpern häufig, weil sie schlecht sehen in ihrer Arbeitsumgebung mit starken Kontrasten. Eine spezielle Brille kann hier helfen.
In der Bundesrepublik Deutschland ist die Anzahl der professionellen Waldarbeiter in den letzten Jahrzehnten von ca. 30 000 auf 9600 zurückgegangen. Dieser Rückgang konnte zum Einen durch eine Hochmechanisierung und zum Anderen durch die Verlagerung der Kapazitäten auf Unternehmer mit eher weniger professionellen Mitarbeitern weitgehend ausgeglichen werden. Allerdings gibt es eine neue Personengruppe, die sich mit Waldarbeit beschäftigt. Schätzungsweise mehrere 100.000 Personen arbeiten temporär mehr oder weniger unprofessionell als Brennholzselbstwerber im Wald.
Die Tarifparteien in der Waldarbeit wollten auf der Basis der Ergebnisse auch Schlussfolgerungen über den Fortbestand des Lohnsystems treffen. Wichtigster Parameter neben Herzfrequenz, Bewegungsaktivität, Lärm und Hauttemperatur (Minimum Aufzeichnungs/ Mittelungsraster sind 5 sec) ist die Fortschrittszeitstudie, die es dem Arbeitsgestalter ermöglicht, die Belastungsmomente den Beanspruchungen zuzuordnen und zu bewerten.
Tageshistogramme der Herzfrequenz über den Arbeitstag zeigten, dass bei professionellen Waldarbeitern durchaus zweigipfelige Verteilungen auftreten, die sonst nur im Hochleistungssport zu finden sind. Unter normalen Bedingungen ist das Herz- Kreislaufsystem gut abgesichert und der professionelle Waldarbeiter auf die Belastungen vorprogrammiert.
Die Gefahrstoffverordnung vom 26. August 1986 setzte die Arbeitgeber in die Pflicht Gefährdungen zu ermitteln und zu bewerten sowie die Ergebnisse zu dokumentieren und die Betroffenen zu informieren. Anfänglich kritisierten die Motorsägenhersteller die epidemiologischen Studien massiv und die Arbeitgeber spielten die Problematik herunter. Ein kompetentes Netzwerk, bestehend aus dem Institut für Arbeits- und Sozialhygiene in Göttingen und dem IAS in Karlsruhe, konnte dieser Situation begegnen. Seit 1990 wurden an der HAWK in Göttingen mobile Messverfahren für Kohlenmonoxid und Blutgasanalyse entwickelt. Die Messgeräte der Fa. Bayer Diagnostik, DOSITOX und das Blutgasmessgerät der Fa. Radiometer kamen vor Ort im Wald zum Einsatz. In den Abgasen von 2-Takt-Motoren befinden sich zahlreiche giftige Substanzen. Dabei stellt Kohlenmonoxid mit 70% den Hauptanteil. Nach der Inhalation bindet sich das Kohlenmonoxid an den Blutfarbstoff Hämoglobin, der den lebensnotwendigen Sauerstofftransport im Körper gewährleistet. Da die Bindung des Kohlenmonoxids 200x fester ist als die des Sauerstoffs, wird die Sauerstoffversorgung rasch verschlechtert. Die Vergiftungsgefahr durch das geruch- und farblose Kohlenmonoxidgas steigt mit zunehmender Konzentration in der Luft und der Dauer der Inhalation (Exposition).
2005 bekam die HAWK den Auftrag von der Landesunfallkasse in Hannover, einen Schulungsfilm zum Thema Abgasbelastung zu drehen.
Die Sichtbarmachung der Abgase mit Hilfe von Sonnenblumenöl im Treibstoff bewirkte, dass die Warnungen ernst genommen wurden. Die Ergebnisse der Studien sind auch heute noch aktuell. Sie wurden allerdings durch die Gestaltung der Arbeitsplätze von Motorsägenführern und durch die Einführung von benzolfreien Alkylat Kraftstoffen entschärft.
Kohlenmonoxidimissionen bei der Aufarbeitung von zwei starken Fichten. Baum A (3,46 fm), Baum B (3,6 fm)
Stolpern steht an erster Stelle als Unfallursache bei der Waldarbeit. Im Rahmen einer Studie zur Untersuchung von Unfallursachen in der Holzernte (Günter Salow) stellte sich heraus, dass das Visier am Waldarbeiterschutzhelm bei mehr als 50 % der Waldarbeiter die Sicht stark behindert und direkt oder indirekt die Reaktionen im Gefahrfall beeinträchtigt.
„Die menschliche Netzhaut besteht aus Zäpfchen und Stäbchen, wobei die Zäpfchen, die Fotorezeptoren für das Sehen bei Licht höherer Intensität (bei Tag) und für das Farbsehen sind. Die Stäbchen ermöglichen das Sehen bei Licht niederer Intensität (bei Nacht), wobei keine Farbinformationen wahrgenommen werden (Schwarz-Weiß-Sehen). Zusätzlich befinden sich Stäbchen eher in den Randbereichen der Retina, so dass die Bilder bei Nacht eher unscharf wahrgenommen werden. Die Zäpfchen tragen zur Farbwahrnehmung blau-, grün- und gelbsensible Fotopigmente und liegen im Zentrum der Netzhaut.
Die Fotopigmente sind nicht nur ungleich über die Zäpfchen verteilt (64% der Zäpfchen enthalten gelbe, 32% grüne und circa 2% der Zäpfchen enthalten blaue Pigmente), auch die Zäpfchen selbst sind ungleich auf der Netzhaut verteilt. Im Zentrum der Retina befindet sich der Grünbereich, umgeben vom Gelbbereich, der wiederum vom Blaubereich umgeben wird.“ http://www-is.informatik.uni-oldenburg.de/~dibo/teaching/mm/buch/node23.html
Kontrastverhältnisse von 1:10 000 sind bei der Waldarbeit gemessen worden
Nur das persönliche Erleben des Effektes mit einer speziellen Brille ermöglicht es, die Waldarbeiter vom „Besser Sehen“ zu überzeugen. Die Kombination von Sicherheitsbrille und dem bedeutend besseren Sehen wird von allen, die es ausprobiert haben als bemerkenswert beurteilt.
Die höchste Wahrnehmungsempfindlichkeit des Auges beim Menschen liegt bei 555 Nm die im vorherrschend grünen Wald durch das Tragen von Gelbglasbrillen optimal bedient wird. Grauspiegelbrillen sind bei hoher Lichtintensität in der Lage Lichtkegel auszuschalten und den Kontrast (3-D Sehen) durch „Hinzuschalten“ der Stäbchen zu verbessern.