Ergonomische Arbeitszeitgestaltung
Auszug aus dem Vortrag von Dr.-Ing. Frank Lennings
Ausgehend vom demografischen Wandel wird sich die Struktur der Erwerbstätigen verändern.
Eine steigende Anzahl älterer Arbeitnehmer und eine breitere Streuung individueller
Merkmale erfordert Reaktionen der Unternehmen.
Arbeitszeitgestaltung kann einen Betrag zur Zufriedenheit der Beschäftigten leisten und
ein längeres Erwerbsleben ermöglichen.
Wie sollen Arbeitszeiten heute sein?
- flexibel
- alternsgerecht
- familienfreundlich
- altersgerecht
- weiterbildungsfreundlich
- pflegefreundlich
- lebenssituationsspezifisch
- ergonomisch
- individualisiert
- ...
Welche Entwicklung wirkt bereits?
Abbildung 1: Entwicklung der Erwerbstätigkeit
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Zukunft der Erwerbstätigkeit
- Das Durchschnittsalter der Belegschaften wird steigen
- Die Zahl verfügbarer Mitarbeiter wird abnehmen
-
Die Anforderungen der Kunden globaler Märkte erfordern zunehmende betriebliche
Flexibilität
Das gilt nicht generell und überall, aber im Durchschnitt!
Steigendes Durchschnittsalter - Was bedeutet das?
-
Die Streuung persönlicher Eigenschaften in einer Altersklasse nimmt mit dem Alter zu
- Ohne geeignete präventive Maßnahmen wird
- die Ø Arbeitsbewältigungs-fähigkeit der Mitarbeiter abnehmen und
- die Anzahl der Mitarbeiter mit Beeinträchtigung hinsichtlich Dauer und Lage
- Ihrer Arbeitszeit zunehmen
- Einheitliche altersbezogene Regelungen sind nicht sinnvoll
Abbildung 2: Work Ability Index (WAI)
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Abnehmende Zahl verfügbarer Mitarbeiter: Was bedeutet das?
Abbildung 3: Verteilung des WAI im deutschen Referenzdatensatz, BAuA, Hasselhorn,
Freude 2007
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Je nach Unternehmen, Branche, Qualifikation und Region kann die Personalkapazität ggf. auf
bisherigen Wegen nicht mehr gedeckt werden. Neue Personalkapazitäten müssen erschlossen
werden.
- Vorhandene Mitarbeiter werden motiviert, länger im Erwerbsleben zu bleiben
-
Personen, die bisher mit zeitlichen einschränkt am Erwerbsleben teilhaben, wird mehr
Arbeitszeitvolumen ermöglicht.
-
Personen, die bisher nicht am Erwerbsleben teilhaben, werden vermehrt einbezogen.
Alle genannten Personengruppen werden dafür mehr Freiraum bei der Festlegung des Volumens
und der Verteilung Ihrer Arbeitszeit (Lage und Dauer der Einsätze) benötigen.
Arbeitszeitsysteme, die dies ermöglichen, können auch die Attraktivität von Unternehmen
als Arbeitgeber steigern.
Zunehmende Betriebszeitflexibilität: Was bedeutet das?
-
Zusätzlich zu den beschrieben Anforderungen müssen die Betriebszeiten schnell und
unkompliziert den Nachfrageschwankungen interner und externer Kunden folgen können.
Flexibilitätszonen.
- Der Betriebszeitbedarf und seine Schwankungen sind bekannt.
-
Arbeitszeit- und Einsatzbedingungen für unterschiedliche Auslastungszustände sind im
Vorfeld vereinbart und können schnell und unbürokratisch „aktiviert“ werden.
- unabdingbare Voraussetzungen zur Sicherung von Wettbewerbsfähigkeit und
Arbeitsplätzen
Abbildung 4: Anfoderungen an die Arbeitszeitgestaltung
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Arbeitswissenschaftliche Empfehlungen zur Schichtplangestaltung – Übersicht:
- Nicht mehr als drei Nachtschichten hintereinander.
- Schnelle Rotation von Früh- und Spätschichten.
- Frühschichtbeginn nicht zu früh.
- Keine Massierung von Arbeitszeiten.
- Vorwärtswechsel der Schichten.
- Geblockte Wochenendfreizeiten.
- Ungünstige Schichtfolgen vermeiden.
- Länge der Schichten den Arbeitsbelastungen anpassen.
- Kurzfristige Schichtplanänderungen durch Arbeitgeber vermeiden.
- Mindestens ein freier Abend pro Woche von Montag bis Freitag.
-
Mitarbeiterorientierte Flexibilisierung und Individualisierung der Arbeitszeit auch
im Schichtbetrieb überlegen
Abbildung 5: Karikatur Schichtplan
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Abbildung 6: Arbeitswissenschaftliche Empfehlungen Beispiel Schichtplanumstellung
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Akzeptanz der Schichtgestaltung
- Vor der Einführung waren über 50% der Mitarbeiter für eine Erprobung
- An der Umfrage haben sich fast alle Mitarbeiter beteiligt
- Nach 15 Monaten Probezeit waren etwa 2/3 der Mitarbeiter für die Beibehaltung
-
unabdingbare Voraussetzungen zur Sicherung von Wettbewerbsfähigkeit und
Arbeitsplätzen
Arbeitswissenschaftliche Empfehlungen Wirkung
Abbildung 7: Arbeitswissenschaftliche Empfehlungen Wirkung: Quelle: Knauth, Karl,
Elmerich; Lebenarbeitszeitmodelle, Universitätsverlag Karlsruhe2009, S. 70
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Reduzierung von Nachtschichten
Abbildung 8: Reduzierung von Nachschichten: Vorteilhafter Ansatz für Unternehmen
und Mitarbeiter. Quelle: J. Gärtner; F. Lennings, Zeitschrift für Arbeitswissenschaft,
Heft 3/2006
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Reduzierung des Arbeitszeitvolumens
Teilzeit
Abbildung 9: Signifikante Unterschiede nach Altersklassen. Projekt Kronos,
Prof. Knauth et al. 2007
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Arbeitszeitwünsche
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Es ist nicht automatisch vorauszusetzen, dass ältere Mitarbeiter prinzipiell
kürzere Arbeitszeiten wünschen
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Bis auf die oberen Altersklassen wünschen sich deutlich mehr Erwerbstätige
verlängerte statt verkürzter Arbeitszeiten
Basis Sonderauswertung Mikrozensusdaten 2009 (Alle Erwerbstätige, Voll- und Teilzeit)
Flexibilität bei der Arbeitszeitgestaltung
Abbildung 10: Beispiel Teilzeit mit Gleitzeitzeit im Schichtbetrieb
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Beispiel Vollzeit Select bei der BMW Group
- Mitarbeiter „kaufen“ bis zu 20 zusätzliche freie Tage pro Kalenderjahr.
- Verteilung nach Absprache mit dem Vorgesetzten frei wählbar.
- Geltungsbereich für alle Vollzeitmitarbeiter
- Status und Funktion im Unternehmen bleiben unverändert
- Urlaubsanspruch bleibt erhalten
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Finanzieller Ausgleich wird individuell berechnet und ändert sich während des
Vollzeit Select Jahres nicht.
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Ausgleich erfolgt wahlweise über durch gleichmäßige Kürzung des Monatsentgelts oder
Kürzung der Sonderzahlungen
- Regelung ist individuelle Ergänzung zum bestehenden Arbeitsvertrag
Betriebszeitbedarf flexibel und ergonomisch abdecken
Abbildung 11: Beispiel Flexi-Plan
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Flexible, ergonomische und bedarfsgerechte Arbeitszeit der Zukunft, Ein Mosaik aus
individuellen Elementen?
Abbildung 12: Flexible, ergonomische und bedarfsgerechte Arbeitszeit der Zukunft,
Ein Mosaik aus individuellen Elementen?
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- Ergonomie-Kompetenz-Netzwerk e.V. (ECN)
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